Seid heilig, wie ich heilig bin!

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Ist es ein einfacher Rat oder ein anspruchsvoller Appell, den Jesus im Evangelium anspricht: <Seid heilig, wie ich heilig bin>? Mir Sicherheit ist es mehr als ein dringender Anspruch: Heilig zu sein, nur weil Gott heilig ist... Hier stellt sich eine andere Frage: Können wir es allein schaffen? Wir, Techniker und Experten in allem, können wir die Heiligkeit schaffen?

Mir kommt vor, dass die Idee, die Heiligung mit eigener Kraft zu schaffen, eine Illusion ist. Es war Wunsch des Herrn, dieses so wertvolle Geschenk – die Heiligkeit – mit uns zu teilen, und ohne sie kann man die ewigen Güter im Paradies nicht genießen. Er will die Kinder bei sich, und Er will sie in der ewigen Freude. Deshalb hat Er Seinen Sohn gesandt, der sich die Seite öffnen ließ und den Heiligen Geist geschenkt hat, der heiligt.

Also hier das Geheimnis! Den Geist Gottes besitzen, dessen Wirksamkeit nicht von unserer Tüchtigkeit abhängt, sondern von der Bereitschaft, Seinen lebensspendenden Atem aufzunehmen, der uns hilft, die Tugenden den Lastern vorzuziehen, den Willen zu erziehen und das Herz zu reinigen. Nur das gibt uns Hoffnung zur Heiligkeit. Nur so öffnet sich in uns der Weg zum Paradies.

Ein bereits gewährtes Geschenk

Durch die Taufe haben wir das Geschenk ohne Entgelt empfangen. Wir müssen uns nicht den Heiligen Geist „beschaffen“. Er wohnt bereits in uns. Wir haben jedoch eine große Verantwortung: Durch den Einsatz unserer Freiheit, die Wahl für Ihn zu treffen und Ihn in die Lage versetzen, aktiv zu werden, oder hingegen andere Geister vorzuziehen. Wir kennen sehr wohl die Folgen davon. Die Palette der Geister ist breit gefächert, die vom Untergrund stammen, in den Untergrund führen und Appetit auf Niedriges wecken: Hunger nach Macht, Herrschsucht, Befehlsgewalt, Geld, Genuss, Selbstherrlichkeit. Alles Geister im Dienste des Ichs, bereit, jeden egoistischen Durst zu stillen, die uns, o weh, vom lebendigen Wasser entfernen, jenes, das der Wahrheit, von der mit der Lanze geöffneten Seite Christi entspringt, die auf jedem Altar weit offen steht, um uns Sein eigenes, heiliges und unbeflecktes Leben zu schenken.

<Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen>, sagte Jesus zu Nikodemus (Joh 3,3), aber Er fügt angesichts des gelehrten Pharisäers hinzu: <... Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen>. Diese Neugeburt ist daher kraft der Taufe in uns erfolgt, um aber lebendig in Gott zu verweilen und nicht in die Schlinge der Sünde zu fallen, die uns ergreift, um uns nach „unten“ zu drücken, müssen wir den Geist Gottes „erwählen“, d.h. uns für Gott entscheiden.

Ein mutiger Entschluss

Maria hat es uns oft in Medjugorje gesagt: „Entscheidet euch für Gott... setzt ihn an die erste Stelle“. Was soll das konkret heißen? Es heißt zulassen, Ihn in den eigenen Alltag einzulassen, in den kleinsten Dingen, zulassen, dass Sein Denken unsere Gedanken durchzieht und sie durch eine konkrete Wahl orientiert. Angesichts der verschiedenen Wahlmöglichkeiten des Tages, wären wir stets in der Lage, eine Wahl zu treffen; so könnte der göttliche Wille an die Stelle des eigenen Willens treten. Besser gesagt, wir würden ihm Platz machen und die Herrschaft über unsere Taten überlassen.

Versuchen wir uns daran zu erinnern, wie oft wir an einem Tag Gott gebeten haben, uns zu begleiten und wir stellen immer wieder fest, dass wir etwas beharrlich machen wollen, was uns nicht gelingt, und das so sehr, dass wir gezwungen sind, radikal unser Vorhaben zu ändern, um letztlich zu entdecken, dass das endgültige Ergebnis das richtige war und der eingeschlagene Weg... nicht auszudenken. Diese dem Geist verschwiegenen „Eingebungen“, aber vom Gehör der Seele und der Intelligenz des Herzens klar zu erkennen, sind für die Lenkung unserer Schritte nach der göttlichen Weisheit grundlegend. Um diese aber zu hören, müssen wir vor allem andere Stimmen zum Schweigen bringen, die unseren Geist bedrängen: Jene unserer Logik, der Vernunft, der Gerechtigkeit, der Beleidigungen. Die Stimmen unseres Stolzes und des Hochmuts, die uns anstiften, immer das „letzte Wort“ haben zu wollen. Sogar die Stimmen, die uns heilig und fromm erscheinen: Jene, die wir aus Büchern, Philosophen, oder von wahren oder vermuteten „Charismen“, die wir besitzen, und die, falls sie im Dienst des Ichs verwendet werden, aufhören Geschenke zu sein und sage und schreibe zu einem Unglück für alle werden.

Mut zur Leere haben

Daher Ruhe bewahren und innerlich stille halten. Mut zur Leere an Worten und für innere Gespräche zu haben. Angst des Nichtvorhandenseins von Lauten überwinden, die uns oft bestürzt und verloren machen (die Gesellschaft bombardiert uns mit Geräuschen, wie man weiß, und viele ziehen es vor, sich taub machen zu lassen, nur um ja nicht den Stachel der Einsamkeit zu spüren). Schaffen wir die richtigen Voraussetzungen, wird uns der Heilige Geist durch das Gebet ansprechen, jedoch nicht mit menschlicher Sprache. Sein Säuseln ist „leicht wie eine Brise“, spricht der Prophet Elija. Bekämpfen wir also die Versuchung ihn auslegen zu wollen. Lassen wir unseren Geist frei, die Impulse aufzunehmen und handeln wir danach. Kurzum: Gehorchen wir!

Um das zu machen, müssen wir auch sanftmütig sein, d.h. bereit, unsere Pläne falls nötig zu ändern und einem anderen Willen zuzustimmen. Dann in die Tat umsetzen, indem wir unsere Fähigkeiten großherzig und vertrauensvoll einsetzen, ohne schnell Bilanz zu ziehen, um die Früchte unseres Wirkens zu sehen. Es ist wie ein mit dem Heiligen Geist eingegangener Blankowechsel, eine Unterschrift, die uns Gutes einbringt, das wir noch nicht sehen, aber das absolut eintrifft. Gott lässt uns nicht im Leeren stehen, verlässt uns nicht wankend im Dunkeln: Dies müssen wir glauben! Er wird mit dem versprochenen Gut kommen, aber nur wenn wir bereit sind, Ihn zu empfangen. Es ist daher notwendig in Gottes Zeiten zu investieren, wie man so sagt, „sie laufen nach anderer Zeitrechnung“, und war-ten. Was erwarten wir? Geduld, die grundlegend ist zur Erreichung der Heiligkeit.

Die Heiligkeit ist für den, der wagt!

Es ist grundlegend wichtig kühn zu sein, wenn man den Anforderungen Gottes Folge leistet, die oft die Kräfte unserer Bereitschaft übersteigen („Liebt einander, wie ich euch geliebt habe, verzeiht den Feinden... welche Worte! Wie viele Lagen in unseren Leben scheinen uns unmöglich zu sein!). Genau dann müssen wir das Geschenk des Heiligen Geistes anrufen, denn ohne Seiner Kraft sind einige Dinge außerhalb unserer Reichweite.

Die göttliche Kraft wird nicht auf sich warten lassen, jedoch Gott wird von uns verlangen, den ersten Schritt zu machen, d.h. unseren Willen als Anlassermotor für das Wirken des Heiligen Geistes einzusetzen. Dieser Willensakt, scheinbar „ein Verlust“ reinigt unser Herz und macht uns für neue Schritte bereit.

Das Anerbieten verhindert Versagen

Nehmen wir an, alles getan zu haben, was vorgesehen war, aber weit und breit sind keine Ergebnisse zu erkennen. Wir können entmutigt sein, oder menschlichen Wegen den Vorzug geben, jene weiteren, wo sich unsere menschliche Gerechtigkeit breit machen kann und in Kürze ansprechende Ergebnisse oder schallende Reaktionen einbringen, die uns öffentlich ins rechte Licht rücken. So verfährt die Welt. Was wird aber von uns verlangt?

Abhilfe schafft das Anerbieten, unser bedingungsloses Ja an Gott, d.h. die Fähigkeit uns tatsächlich ins Abseits zu stellen und sogar anzunehmen, als Verlierer dazustehen, besiegt, gedemütigt. Auch der Versuchung nicht zu verfallen, uns auf unsere Demütigungen mit einem gefälligen Gefühl des Opfers zu konzentrieren. Dies ist in der Tat ein Sumpf, der uns erfasst, und mit seiner unsichtbaren Saugwirkung frisst er uns in Wirbeln der Depression und des Selbstmitleids.

Anerbieten will in diesem Fall bedeuten, alles sein zu lassen, sei es die Idee der guten Früchte, sei es jene der unbefriedigenden Resultate und sich daran zu setzen, Gott anzubeten, Seine Güte, Herrschaft und Liebe in unserem Leben anzuerkennen. Dies ist also der Raum für Sein Wirken: In unserem Nichts wird sich Sein Alles offenbaren und was vorher trüb und wertlos erschienen war, wird plötzlich neues Licht bekommen, das zukünftige Horizonte beleuchtet.

 

Damit Gott in euren Herzen leben kann, müßt ihr lieben.

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