Marthe Robin: Mehr nachahmbar denn wunderbar

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Sie starb im selben Jahr, als die Erscheinungen der Königin des Friedens inMedjugorje begannen. Sie liebte dieMuttergottes sehr und, wie sie, unterstellte siesich radikal dem Willen Gottes, auch wenndas, was Gott für sie im Sinn hatte,Aufopferung bis zur Grenze jedes menschlichErträglichen ging. Mit Christus am Kreuzgekreuzigt liess sie sich verbrauchen für dieRettung der Seelen. Das war ihre Aufgabe,der Weg, der sie zur Heiligkeit führte.

Mehr nachahmbar denn wunderbar

Die ganze Vollkommenheit ist in der Liebe, die ganze Heiligkeit in der Demut.“

Das ist, was MARTHE ROBIN bekräftigt, die französische Mystikerin aus demletzten Jahrhundert. Vielen ist sie bekanntwegen ihres schmerzvollen Lebens undihrer Verborgenheit: eine ausserordentlicheFrau, die Zeugnis gabdavon, wie man mit Hilfeder Gnade aus lauterLiebe und Hingabeleben kann.

Geboren 1902 in einem kleinen französichen Dorf, als letztes vonsechs Kindern. Von kleinauf fällt ihre natürlichestarke Neigung zu dienenauf. Von fröhlicher Naturhilft sie den Eltern inHaus und Hof. Durch dieses einfache Leben, dassie die Gegenwart Gottesentdecken lässt, fühlt sie sich stark zu Ihmhingezogen. Schon ihr kindlicher Glaube istecht persönlich geprägt: „Meine Schwesternwollten nicht, dass ich so viel betete, aberich betete ja vor allem im Bett. Ich betete zurMuttergottes, meist sprach ich einfach zu Ihr.Immer hatte ich meinen Rosenkranz in derTasche und betete ihn, wenn ich die dieStrasse ging ... Ich betete viel eher denkendals sprechend.“ Marthe ist sich vor allembewusst, dass sie einzigartig geliebt ist durchwahre, starke und zugleich zärtliche Liebe.

„Mein Herr, ich danke Dir für die Prüfung...“

Mit sechzehn Jahren beginnt für das junge Mädchen ein Leidensweg, der erst beiihrem Tode enden sollte: sie bleibt zweieinhalb Jahre lang gelähmt, ohne zu essen undzu sehen, weil ihre Augen kein Licht ertragen. Zu dieser Zeit erscheint ihr dieMuttergottes zum ersten Mal. Diese ersteKrankheit wird zur verborgenenVorbereitung auf einen langen Weg derEinsamkeit in ihrem Zimmerchen. Es ist derMoment, um den Wert des Schweigens zuentdecken... „wo man Gott spürt“. 1921gesundet Marthe ein wenig, kann wiederaufstehen und gehen obwohl mit Hilfe einesStockes. Es ist die Zeit, wo sie der Madonnaihren eigenen Wunsch anvertraut: sie möchte in den Karmel treten denn sie spürt sichder hl. Therese vom Kinde Jesu sehr nahe.Wie sie, will „sie alles Gott geben“.

Dem Leiden Jesu vereint

Bald kehrt die Krankheit zurück. Viele Ärzte versuchen, sie zu heilen, mit wenigErfolg. All dies drängt sie, sich ganz Gottanzubieten in einem Akt der Aufopferungund Hingabe an die Liebe und den WillenGottes“. Es war der 25. März 1925. –„Ewiger Gott, unendliche Liebe, o meinVater!“ ... Heute gebe und weihe ich michDir, ganz und unwiderruflich...“ Sie versteht, auch wenn sie Laie bleibt, ist sie gerufen, ihre Hingabe an den gekreuzigten Jesusfür die Kirche und die Welt zu leben.

Drei Jahre später erlahmten die Beine in im Lauf weniger Monate auch die Arme. Sieisst nicht, trinkt nicht, schläft nicht mehr,lebt allein von der Eucharistie. Im Jahr1930 frägt Jesus sie: Willst du sein wieich?“. Marthe antwortet: „Ich möchte sterben, damit sie das Leben haben“ ... Ab jetztbeginnt sie, die Passion Christi zu erleben.Jede Woche, bis zu ihrem Tod, erleidet siedie Stationen der Passion Christi: „Ich erfahre, wie süss Liebe bis zum Leiden ist, ja, ichmöchte sagen, gerade noch im Leiden, dennleiden ist die unvergleichliche Schule wahrerLiebe ...“

Eine besondere Liebe zu Maria

Vor allem liebt sie den Rosenskranz. Ein Buch vonGrignion de Montfort – „DasGeheimnis Mariens“ – hilft ihr,mit der Gottesmutter in grosseVertrautheit zu treten. . DerAutor schreibt: „Wenn derHeilige Geist, ihr Bräutigam,Maria in einer Seele gefundenhat, fliegt er in sie, tritt er vollin sie ein und vereint sich ihr inÜberfülle ...“

Die „junge Heilige“, wie man sie im Dorf nennt, wirddurch jahrelange Gebete, Verzichte und Leiden vorbereitet für einenAuftrag, der bald in ihrer Pfarrei zu keimenbeginnt. Durch sie bittet Jesus den Pfarrerdarum, eine katholische Mädchenschule zugründen, aber der Mann hatte nicht dieMittel dazu. Marthe insistiert: „Um was Gottbittet, das gibt er auch“ 1934 öffnet die erstekatholische Schule in Châteauneuf-deGalaure ihre Pforte.

Der Liebesherd

Jesus hatte zudem der jungen Frau anvertraut, in der Pfarrei einen „ Liebesherd“(Foyer de Charité) zu gründen, wo erWunder wirken könne: „Diese Liebesherdewerden sich auf der ganzen Erde bis zuderen entferntesten Winkeln entzünden“.Mehr denn je empfindet Marthe sich alsKind der Kirche, will mit ihrem Pfarrerzusammenarbeiten, überzeugt, dass ihrLaienapostolat sich nur durch diese Pfarreiverwirklichen lasse. Aber der Pfarrer fühltsich nicht fähig dazu. Also verspricht Gott,dass er ihr einen erwählten Priester schickenwird, wie auch sie für diese besondereAufgabe erwählt ist.

An einem 10. Februar, dem Vorabend des Festes der Muttergottes von Lourdes, erhältMarthe den Besuch des Abbé Georges Finet,eines Priesters, der die marianischeSpiritualität gemäss Grignion de Monfort verströmt. Am Schluss der Begegnung teilt dieMystikerin dem Abbé mit, dass er ihr „geistlicher Vater“ sowie der Vater des erstenFeuerherdes werden solle. Ein solches Vorhaben birgt etwas derart Grosses, das dennichtsahnenden Priester einschüchtert. Aberwie könnte er nicht das Wirken des HeiligenGeistes in so bescheidener Verbundenheit mitdem Herrn und derart nahe bei Maria sehen,der auch er wie ein Kind sich anvertraute?Und der Priester stellt sich zur Verfügung!

In Christi Liebe verbunden

Ein „Foyer“, ein Herd, besteht aus einer Gemeinschaft von Getauften, Männern undFrauen, die ihre materiellen, intellektuellenund geistigen Güter zusammenlegen. Sieleben, arbeiten und beten in familiärem Stilgemäss dem, was der Dienst verlangt. „DerHerr hat uns zu grossen Dingen gerufen, zuallererst dazu, von sich selbst los zu lassen“,wird Marthe ihnen sagen. Sie sind durch keine Gelübde gebunden, es ist allein die LiebeChristi, die sie untereinander verbindet, unddurch diese Liebe empfangen sie alleMenschen, die zu ihnen kommen, um sich zuerholen.

Marthe, unbeweglich auf ihrem Bette,erblindet, trägt in ihrem Gebet die Priester, dieMitglieder des Foyers und jener, die es besuchen, weil geheimnisvoll von ihr angezogen:„Mein anbetungswürdiger Jesus, der Du inmir lebst, Du der mich führt, lehrst, machst,dass alle Menschen, die sich mir nähern, michgetröstet verlassen wenn sie weinen, erleichtert, wenn sie beladen gekommen sind, heiterwährend vieler Tage nur wegen derErinnerung eines Wortes, eines Blicks odereines Lächelns“.

Hoffnung spenden

Die Kleinen, die von Herzen Armen, die Sünder und die nach Wahrheit und Lichtsuchenden Seelen: sie nähern sich und lassen sich bereichern von Angenommenseinund Angehört werden, so einfach und sowahr. Marthe gibt keine Lösungen. Sie hörtzu und schweigt, betet und lädt zum Gebetein. Sie gibt als schönsten Schatz einChristuswort, das aus ihrem Herzen aufsteigt. Vor allem versteht sie, leidet mit ineinem Schweigen, worin der Andere, dersich geliebt, geachtet, sicher fühltVerzeihung zu erlangen und heilig zu werden, wie Gott es von ihm erwartet,Hoffnung findet. Sie beschränkt sich darauf, dem Sünder den Weg zum Priester zuzeigen, der ihnen in der Beichte die Fülle derZärtlichkeit Gottes zurückgibt.

Jene die leiden und alle erinnert sie an den Wert der Hingabe, wie sie sie selber lebt:„jede liebende Seele müsste ihrem Leben undihren Leiden apostolischen Wert geben, einenerlösenden Wert, einen ewigen Wert ... Mehrdenn je braucht die Welt heilige und grossherzige Seelen, lebende Hostien, die sich ganzder Hingabe weihen, dem Opfer, der Liebe“.

Die kleine Marthe kannte immer heftigere Attacken des Teufels, aber die GegenwartMariens prägte sie von einer Zartheit, diebereits Zeichen von erlebter Auferstehungim Herzen der Passion ist.

Wenn das Weizenkorn, das auf die Erde fällt, nicht stirbt, bleibt es allein. Wenn esstirbt, bringt es viele Frucht (Joh 12,24)...Am Freitag, den 6. Februar 1981, kehrtMarthe zum Vater heim, nach einem letzten, extremen Kampf gegen den Teufel.Heute wird sie glücklich sein: könnten wirsie sehen so wie sie Maria zu sehen geliebthat, „mehr nachahmbar denn wunderbar“!Ihr Zimmerchen wurde zum Ort des Gebets,wo bereits mehrere Wunder geschehen sind.

Irma Heller

 

Damit Gott in euren Herzen leben kann, müßt ihr lieben.

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